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Kriegsrhetorik in unserer Alltagssprache?

Du kennst sicher Redewendungen wie an vorderster Front kämpfenim Stich gelassen werdeneinen Schlachtplan haben oder dass wir von verhärteten Fronten“ sprechen.

Wenn wir uns bewusst oder unbewusst sprachlich im Krieg befinden, sind folgende 5 Auswirkungen wahrscheinlich.

1. Bedrohung führt zu Abwehrreaktionen

Die Verwendung von Kriegsrethorik kann zu erhöhtem Stress führen. Wenn ich davon ausgehe, dass ich von allen Seiten beschossen werde, kann dieses Denken zu Abwehrreaktionen führen. Wir fühlen uns bedroht und reagieren möglicherweise im Kampf- oder Fluchtmodus. Menschen neigen dazu, sich zu verschließen, zu lügen (Flucht) oder sich zu verteidigen und Vorwürfe zu machen (Kampf), was den konstruktiven Austausch erschwert. Wir beobachten dieses Phänomen häufig in Teamsitzungen, wenn gegeneinander „gekämpft“ wird, aber auch in anderen Zusammenhängen. Trotz all dieser Schwierigkeiten hilft der Grundsatz: Jedes Verhalten hat einen guten Grund.

Wenn wir nun mit dieser Annahme hinhören und versuchen, die „verbalen Kampfreaktionen“ des Gegenübers zu verstehen, verlieren sie an Bedrohlichkeit und gleichzeitig entspannen sich die Menschen, wenn sie gehört werden. Außerdem steigt die Bereitschaft des Gegenübers, auch mich zu hören, wenn ich vorher hingehört habe. Dieses Phänomen kann man z.B. sehr gut in meiner Videoanalyse von Obama im Kontakt mit einem Zwischenrufer beobachten – Hier geht’s zum Video.

2. Kategorisierung fördert Entmenschlichung

Kriegsrhetorik fördert einen entmenschlichenden Blick auf einzelne Menschen oder ganze Gruppen, indem sie Menschen in gut und böse, Freund und Feind kategorisiert. Dies führt zu einer Reduktion von Komplexität und schränkt die Empathie für andere massiv ein. Die eigene Bereitschaft, die Bedürfnisse und Motive schlechter oder böser Menschen zu verstehen, sinkt. Wir bauen Distanz auf und begegnen anderen mit einer abwertenden Haltung. Weil ich gut bin und du böse, ist eine der einfachsten Denkweisen, die leider noch nie zu Frieden geführt hat. Logisch, dass wir mit diesem Denken zum Gegenangriff übergehen oder die Flucht ergreifen.

Was wäre, wenn wir wieder in der Lage wären, die Schönheit in einem Menschen zu sehen, wenn er auf eine Art und Weise kommuniziert, die genau das am schwierigsten macht (Zitat von Rosenberg)?

Denn ein Feind ist jemand, dessen Geschichte wir noch nicht gehört haben (Zitat: Gene Knudsen-Hoffmann).

Buchtipp: Marshall Rosenberg: Die Sprache des Friedens sprechen – hier kaufen.

3. Misstrauen

Aussagen wie Ich werde von allen im Stich gelassen* verstärken das eigene Misstrauen. Misstrauen ist ein Gift, das die Basis für ein kooperatives Miteinander untergräbt. 

Unsere Urteile über andere können dazu führen, dass wir unseren eigenen Gedanken mehr vertrauen als unserem Gegenüber. Sobald wir jemanden z.B. als hinterhältig verurteilt haben, sorgt unser Misstrauen dafür, dass diese Zuschreibung zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung* wird.

Im Umgang miteinander hilft deshalb folgendes Prinzip aus dem sam-concept: UVW tut weh. Es geht um Urteile, Vergleiche und Bewertungen. Statt in UVW zu verfallen, hilft das offene Gespräch miteinander, um die eigenen Gedanken zu beruhigen und die zwischenmenschlichen Bindungen und das Vertrauen zueinander zu stärken.

*Im Stich lassen: Eine Redensart aus dem Mittelalter. Wenn ein Ritter im Zweikampf am Boden lag und ihm niemand aufhalf, konnte er nicht mehr von alleine aufstehen und war sprichwörtlich „im Stich gelassen“ bzw. dem Stich des Gegners ausgeliefert (Quelle: https://www.geo.de/geolino/redewendungen/7743-rtkl-redewendung-im-stich-lassen).

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4. Strategische Manipulation

Kriegsrhetorik wird oft strategisch, aber auch unbewusst eingesetzt und manipuliert Meinungen. Das bewusste Erkennen und Entlarven von Kriegsrhetorik ist entscheidend, um ein offenes Miteinander zu bewahren. Im sam-concept habe ich hierzu ein wertvolles Wortspiel mitgenommen: Es gibt Mein-UNG und Dein-UNG. Das UNG steht hierbei für die individuelle Wahrheit. Statt darüber zu streiten, welches UNG nun das bessere ist, sollten wir darauf achten, dass das UNG einen Einblick in die Gefühls- und Bedürfniswelt unseres Gegenübers ermöglicht.

Wenn Dein UNG besagt, dass wir eine verweichlichte Gesellschaft sind, in der man nichts mehr sagen darf, dann steckt dahinter auch z.B. eine tiefe Frustration und die Sehnsucht nach mehr Leichtigkeit und/oder Orientierung. Es lohnt sich, auf die Bedürfnisse hinter den UNGs zu achten.

5. Gewinnen oder verlieren

Wenn ich ihm das jetzt durchgehen lasse, hat er gewonnen (…und ich verloren). – Kommt dir dieser Gedanke bekannt vor?

Ich würde hinzufügen: Hier ist kein Platz für Verlierer oder mit den Worten aus dem sam-concept: Niemand geht verloren. 

Denn dafür ist die Welt viel zu komplex und gemeinsame Herausforderungen erfordern kooperative Lösungen, bei denen alle gewinnen. Das ist der sogenannte Konsens. Dieser wird oft durch Kompromisse ersetzt, weil wir keine guten Konsenslösungen zu finden scheinen. Hier möchte ich zu Kreativität und Geduld ermutigen. Denn Kompromisse sind oft Ergebnisse, bei denen alle etwas verlieren. Ein Konsens ist das Ergebnis eines gemeinsamen Gestaltungsprozesses, der zu einem oder mehreren Ergebnissen geführt hat, bei denen alle gewonnen haben.

Mein Fazit:

Insgesamt kommt es darauf an, genau hinzuhören, bewusst oder unbewusst verwendete Kriegsrhetorik zu erkennen und sich aktiv für eine verbindende Kommunikation einzusetzen. Eine Sprache des Friedens kann Brücken bauen und den Grundstein für eine harmonischere Welt legen.

Ideen für eine friedliche Kommunikation finden sich z.B.

 

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